Zum Begriff der Angst
Vor Angst stockt uns der Atem und klopft uns das Herz, die Angst lähmt uns zugleich und setzt uns in Fluchtbereitschaft, sie liefert das Adrenalin für das Leben und hindert uns, dieses voll zu genießen. Diese zwischen Nervenkitzel und Phobie schwankende Ambivalenz verlangt nach einer Erklärung. Bei allen unerwünschten Erscheinungen ist die Angst offenbar dann ein wünschenswerter Zustand, wenn ihr Ausmaß bestimmbar und die Gefahren abschätzbar sind. So bietet die Unterhaltungsindustrie Geisterbahnen, Extremsport und Horrorfilme, die in kontrolliertem Rahmen Angst einflößen. Gemäß Stephen King sehnen wir uns aus drei Gründen nach Horrorfilmen: Um zu zeigen, dass wir keine Angst haben, um das Gefühl des Normalseins wiederzuerlangen und um Spaß zu haben. Eine postmoderne Auffassung wie die von Stephen King versteht sich in einer langen Tradition der Angstanalysen im Abendland, welche von Aristoteles über Augustin, Kierkegaard und Heidegger bis hin zu Freud reicht